MEINE KÜNSTLERISCHE ENTWICKLUNG

Am Anfang

1946 - 1974

Dank der benachbarten Görlitzer Kunsttöpferei Rhaue konnte ich mir in der Kindheit selbst Spielzeugindianer und andere Figuren aus Ton anfertigen. Modellieren machte mir Spaß. Ich hätte auch gern eine Töpferlehre in der Töpferei Rhaue gemacht. Das war leider nicht möglich.

 

Deshalb bewarb ich mich in der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen und erhielt dort in künstlerisch  anregender Atmosphäre eine Ausbildung zum Porzellandreher.

Für die Lehrlinge der Manufaktur gab es einen vom Grafiker Lothar Sell geleiteten, sehr ambitionierten Mal- und Zeichenzirkel und für Interessierte zusätzlich durch  den Porzellanbildhauer Peter Strang eine erste Anleitung im Modellieren. Zeichnen war eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen im Wohnheim.

 

Nach dem Ende meiner Lehrzeit konnte ich mich als Neunzehnjähriger  mit einer umfangreichen Grafikmappe an der Dresdner Kunsthochschule bewerben und wunschgemäß ein Bildhauerstudium beginnen. Das Thema meiner Diplomarbeit im 5. Studienjahr war der Entwurf  einer Porzellanwand für das Treppenhaus des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums der feinkeramischen Industrie der DDR (WTK) in Meißen.

 

Im Anschluss an mein Hochschulstudium erhielt ich im WTK eine Anstellung als Entwurfsbildhauer. Am Anfang führte ich dort meine Diplomarbeit in Porzellan aus.

Stein, Gips, Holz...

1975 - 2000

Seit 1975 bin ich freiberuflich als Bildhauer in Dresden tätig. Ein dreijähriges Arbeitsstipendium zur Förderung junger Künstler und erste Auftragsarbeiten für die  Stadt Dresden erleichterten mir den Start in die Selbständigkeit und die Familiengründung.

 

1975 und nochmals 1977 nahm ich am ersten bzw. dritten Dresdener Sandstein-Symposium teil.  Bei diesen Gelegenheiten kaufte die Stadt Arbeiten von mir an.

In diesen Anfangsjahren war mein größtes Problem, dass mir ein richtiger Arbeitsraum fehlte. Ich arbeitete stets dort, wo es gerade möglich war – im Garten eines Kollegen, im Wohnzimmer, im Keller, auf dem Dachboden. Nur wenige Arbeiten aus diesen Jahren sind noch erhalten geblieben.

 

Als ich 1979 einen Mietvertrag für ein richtiges Bildhaueratelier von der Stadt erhielt, zwar einsturzgefährdet, doch mit der Zusage, es innerhalb von drei Monaten zu reparieren, war ich glücklich. Doch wegen knapper Ressourcen, Material- und Arbeitskräftemangel dauerte die Reparatur am Ende leider mehrere Jahre.

 

Aber ich hatte Glück und fand in dieser Zeit ein anderes Dach über dem Kopf im provisorischen Gemeinschaftsatelier der Dresdener Semperoper, das während der Bauarbeiten den am Bau beteiligten Künstlern auf dem Dresdener Theaterplatz zur Verfügung stand. Da sich dort schnell zeigte, dass ich mit der Rekonstruktion nach Fotos gut klarkam, riss nach Fertigstellung der Semperoper auch in meinem weiteren Berufsleben der Kontakt zur Denkmalpflege nicht mehr ab.

 

Erst nach Fertigstellung der Bildhauerarbeiten an der Semperoper 1982 wurde endlich auch mein Atelier bezugsfertig. Ich  ließ mir nun von einem Bekannten einen eigenen Keramikbrennofen bauen. Auf der Suche nach einer eigenen künstlerischen Handschrift arbeitete ich nicht nur mit Modellierton und Gips, sondern experimentierte auch weiterhin mit Holz, Sandstein und dann auch mit Terrakotta.  

 

In den darauffolgenden Jahren konnte ich mehrere größere freie Aufträge und Aufträge für die Denkmalpflege realisieren. 1992 erhielt ich ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kulturfond und eine Einzelausstellung mit gefördertem Katalog im Dresdner Leonhardi-Museum.

2012 und 2013 zeigte ich meine Arbeiten in Personalausstellungen im Heringsdorfer Kunstpavillon und in der Nikolaikirche in Görlitz. Aber das gehört schon wieder zu einem anderen Kapitel meines Lebens. Die in diesen Ausstellungen gezeigten Arbeiten finden Sie mit viele anderen hier.

 

Rekonstruktion und Restaurierung

1979 - 2016

Auch wenn ich schon als Student außerhalb des Studiums etwas in die Restaurierung „hineinzuschnuppern“ konnte, begann mein eigentlicher Einstieg in die Denkmalpflege mit dem Schwerpunkt „Rekonstruktion nach Fotos“ erst 1979-1982 an der Dresdner Semperoper, dem sehr erfolgreichen Vorzeigeprojekt der späten DDR.

1985-1988 folgten für den noch von der DDR begonnenen, aber schließlich erst  Ende der 90er Jahre vollendeten Wiederaufbau des Berliner Postmuseums sechs überlebensgroße Postarbeiter-Figuren, ursprünglich Galvano-Plastiken und 1989 erarbeitete ich mit intensiver Betreuung durch das damalige „Institut für Denkmalpflege“ ein 1:1-Modell zur Rekonstruktion des einstigen Scharfensteiner Burgportals.

 

1990 wurde ich mit der Rekonstruktion der bereits stark verwitterten Stuckreliefs an der Fassade des Dresdner Schauspielhauses beauftragt.

 

Ab 1992 gab es für einige Jahre reichlich Arbeit in der sächsischen Denkmalpflege. In diese Phase fielen für mich in Dresden u.a. der Wiederaufbau der Frauenkirche, die Rekonstruktion des „Nosseni-Altars“ und die Sanierung des Schauspielhauses. Es gab Arbeit an allen sächsischen Domen und den kunsthistorisch bedeutendsten Kirchen und Schlössern. Bedarf war überall. Diese Hochphase endete recht abrupt nach dem Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche, als das Geld im Land überall knapp wurde.

 

Zu dieser Zeit beschloss die Stadt Leipzig anlässlich des 2008 bevorstehenden Mendelssohn-Jahres die Rekonstruktion ihres zerstörten Mendelssohn-Denkmals. Eine sehr großzügige Spende eines Leipziger Bürgers war die Anschubfinanzierung. Ich freute mich, diesen Auftrag zu erhalten.

 

2010 folgten für mich Arbeiten in der Kuppel der Dresdener Annenkirche und ab 2011 wieder Arbeiten zur Restaurierung und Rekonstruktion des überaus reichen Fassadenschmucks der Zwickauer Marienkirche, einem Projekt, das mich schon seit 1992 begleitet hatte.

 

Als letzte Arbeit hier zeige ich einen Auftrag, der zwar nicht direkt in den Bereich der Denkmalpflege fällt, aber für mich doch in diesen Zusammenhang gehört, die freie Neugestaltung einer Gloriole im Rahmen der Kirchensanierung der Dresdener Annenkirche. Sichtbar Neues sollte den historischen Rahmen nicht sprengen, sondern sich so einfügen, dass es mit dem Vorhandenen eine Einheit bildet. 2016 wählte die Kirchgemeinde als Auftraggeber einen meiner Vorentwürfe aus und begleitete dessen Ausführung.

 

Arbeiten in der Denkmalpflege standen jahrzehntelang für mich gleichberechtigt neben meiner freien künstlerischen Arbeit. Es war sinnvoll und anregend, unser künstlerisches Erbe zu pflegen und zu erhalten. Bildhauerisch bargen sehr unterschiedlichen Aufgaben über die Jahre immer wieder neue Herausforderungen und nicht zuletzt fand ich als unabhängiger Freiberufler in der Denkmalpflege eine relativ sichere Möglichkeit, meinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Terrakotta

1988 - 1992

An dieser Stelle ist über eine zwar nur recht kurze, aber trotzdem sehr intensive Periode in meinem Schaffen zu berichten.

 

In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre hatte ich Gelegenheit, mir einen schon länger gehegten Wunsch zu erfüllen. Ich konnte mir von einem Bekannten einen eigenen Keramikbrennofen bauen lassen. Aufbereiteten Ton holte ich mir nach Bedarf aus einem Lausitzer Betrieb, der Klinker für die Denkmalpflege herstellte. Dieser Betrieb b0t Künstlern auch die Möglichkeit in gesonderten Räumen Großplastiken anzufertigen,  um sie im Betrieb brennen zu lassen.

 

Terrakotta-Ton hat durch seinen beträchtlichen Eisengehalt einen niedrigen Schmelzpunkt, d.h. er wird schon bei relativ niedrigen Brenntemperaturen wasserdicht. Doch beim Brand stehender Figuren war dieser für die Klinkerherstellung optimierte Ton problematisch, denn er hatte keine besonders gute Standfestigkeit. Später ging ich deshalb dazu über, ihn zusätzlich grob zu schamottieren. Die Oberfläche behandelte ich meistens mit verschiedenen Metalloxiden.

 

Nach einigen Jahren mochte ich diese Strecke nicht mehr weiterentwickeln. Mein Terrakotta-Ton schränkte die Formgebung zu stark ein. Aus Haltbarkeitsgründen konnte er generell nur blockhaft wie Stein behandelt werden. Abstehende Teile mussten unter allen Umständen vermieden werden. Aber selbst dann noch blieb jeder Brand ein Risiko.

Mein Brennofen schaltete bei Erschütterungen durch den Straßenverkehr während des Brennens oft ungewollt ab und musste ständig überwacht werden. So hatte ich bald das Gefühl, die gestalterischen Möglichkeiten des Materials ausgereizt zu haben. Neue Ideen, die ich gerne ausprobiert hätte, ließen sich unter diesen Voraussetzungen nicht umsetzen.

 

Deshalb verzichtete ich bald radikal auf diese recht erfolgreiche Arbeitsweise und machte mich neu auf den Weg. Trotz aller Unsicherheit freute ich mich, nun wieder experimentierfreudiger und bildhauerisch anspruchsvoller arbeiten und mich erneut meinem eigentlichen Anliegen, der Erforschung des Menschen widmen zu können.

 

In der Rückschau sind natürlich die Erfahrungen aus meiner „Terrakotta-Periode“ auch in meine späteren Arbeiten eingeflossen. Sie haben mich unabhängiger in der Formgebung und damit sicherer und freier  gemacht.

Wie es weiterging

2003 - ....

Nach Fertigstellung der Bildhauerarbeiten für die Dresdner Frauenkirche 2003 konnte ich mich erstmals seit Jahren wieder intensiv eigener künstlerischer Arbeit widmen. Ich hatte mich in der Zwischenzeit von der Keramik wieder gelöst und durch das Arbeiten in verschiedenen anderen Materialien einen neuen Anfang gefunden, war aber aus Zeitmangel bisher nur langsam vorangekommen. Erst jetzt ging alles viel schneller.

 

Das Sächsische Finanzministeriums organisierte 2004 in seinem Lichthof eine Ausstellung mit eigenen künstlerischen Arbeiten der Künstler, die zuvor für die Dresdner Frauenkirche gearbeitet hatten. Ich freute mich, bei dieser Gelegenheit erstmals eine größere Gruppe meiner neuen Arbeiten in der Öffentlichkeit zeigen zu können. Ich datiere alle Arbeiten aus dieser Zeit auf 2004, obwohl einige davon sicherlich schon etwas früher entstanden waren, was aber leider nicht mehr genau nachvollziehbar ist. 

 

Auf diesem Weg arbeitete ich nun weiter. In den folgenden Jahren entstanden regelmäßig weitere Plastiken, mal einige mehr, mal weniger und wieder öfters unterbrochen durch Arbeiten im Bereich der Denkmalpflege.

 

2012 und 2013 konnte ich meine Arbeiten in Personalausstellungen im Kunstpavillon in Heringsdorf bzw. in der Nikolaikirche in Görlitz zeigen.  Regelmäßig beteiligte ich mich seither an den September-Kunstauktionen des Usedomer Kunstvereins in Heringsdorf.

2022 folgte eine Personalausstellung in der Galerie Budissin in Bautzen.

 
 

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